Die politische Gemeinde Kathus
von Karlheinz Otto
In welchem Jahr Kathanes und seine Frau Reginhilt ihr Gut gleichen Namens dem Heiligen Bonifatius, d. h. dem Kloster Fulda übergeben haben, ist leider nicht überliefert. Vermutlich war das vor dem Jahr 1003, als das Kloster Hersfeld den Wildbannbezirk „Eherinevirst“ und damit den größten Teil des Seulingswaldes erhielt, in dem auch das Kathuser Gebiet lag. Entscheidend für die Altersbestimmung ist aber die erste datierte Urkunde des Ortes vom 21. Januar 1353: An diesem Tag verkaufte der Ritter Ludwig von Baumbach mit Einwilligung seines Lehnsherrn, des Abtes Heinrich von Fulda, „das Dorf zum Kathens“ an den Hersfelder Bürger Hermann Brückenmüller. 1426 kam eine Hälfte des Dorfes an die Reichsabtei Hersfeld, später wurde der übrige Teil an das Kloster Petersberg gegeben, so dass Kathus nun auch zum Gericht und zum Kirchspiel Petersberg gehörte.
Ortslage, Teile der Feldflur und des westlichen Seulingswaldes. Am unteren Bildrand bildet die Solz die Gemarkungsgrenze zwischen Kathus und Sorga. Die Kreisstraße K 2 tritt unten links (Sölzerhöfe) in das Bild ein und führt zwischen Aue und Berghang in den Ortskern, der sich rechts der Bildmitte befindet. Am rechten Bildrand sieht man die Firma Leist und das Naturdenkmal „Kathuser Seeloch“. Die Auen werden vorwiegend als Grünland genutzt (tw. überschwemmt), die Berghänge als Ackerland. Im Seulingswald am „Mittelrück“ liegt die ehemalige Kreismülldeponie. Der Wald gehörte bis Ende 1993 zum 1.700 Hektar (= 17 Millionen Quadratmeter) großen Standortübungsplatz der US-Army.
Foto: nh
Ort und Flur liegen größtenteils in den Salzauslaugungssenken von Sorga und Kathus und werden als Rodungshalbinsel vom Seulingswald eingerahmt. Das Flüsschen Solz bildet die südliche Gemarkungsgrenze. Die Gemarkung umfasst eine Fläche von 975 Hektar und ist im Osten meist von Wald (Staatsforst) bedeckt.
Das mittlere Dorf mit drei kirchlichen Gebäuden: 1 – Neuapostolische Kirche, 2 – Landeskirchliches, 3 – Gemeinschaftshaus und Evangelische Kirche
Foto: Karlheinz Otto
Die Siedlung entwickelte sich vom Weiler über das Bauerndorf und das Arbeiterbauerndorf zur Arbeiterwohngemeinde. Trotz Vergrößerung der Feldflur durch umfangreiche Rodungen im 18. und 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung nur langsam. Erst durch die Industrialisierung Hersfelds ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts verlor die Abhängigkeit von der Nähr- und Wirtschaftsfläche an Bedeutung, so dass die Einwohnerzahl deutlich steigen konnte und heutzutage zwischen 850 und 900 Einwohnern schwankt.
Bauernhöfe, ehemalige Schule mit Solztalhalle. Am Hang des Gellenberges das Schützenhaus. Bei Schnee kann man den Schießstand gut erkennen.
Foto: Karlheinz Otto
Die Nähe zu den Arbeitsstätten in der Stadt und die Bindung an das Eigentum (Haus, Garten, Nebenerwerbslandwirtschaft) veranlassten die Arbeiter und Angestellten zum Wohnenbleiben in der Gemeinde Kathus, so dass die Pendelwanderung immer größere Bedeutung erlangte. Zur Mobilität trug jahrzehntelang die Hersfelder Kreisbahn mit dem Bahnhof in Sorga bei, heute sind es die eigenen Pkw sowie die Schul- und Stadtbusse.
Die Kapelle wurde 1825 auf den Mauerresten eines Kirchleins (wahrscheinlich von 1386) erbaut und diente als Bet- und Schulhaus. Im Juli 1973 wurde die sog. „Alte Kapelle“ wegen angeblicher Baufälligkeit abgerissen.
Foto: Dr. Hermann Auel
Die Anzahl der landwirtschaftlichen und der nichtlandwirtschaftlichen Betriebe ist stark rückläufig: Landwirtschaft gibt es nur noch im Nebenerwerb, und viele Handwerker und Dienstleister gaben ihre Selbständigkeit auf. Der größte Arbeitgeber vor Ort ist die Firma Leist Oberflächentechnik.
Kathus ist ein beliebter und gefragter Wohnort, der mehr bietet, als man zunächst annimmt. Der tägliche Bedarf kann zum Teil vor Ort gedeckt werden. Kindertagesstätte und Grundschule kann man gleich hinter der Gemarkungsgrenze zu Sorga fußläufig erreichen. Der größte der zahlreichen Vereine hat rund 550 Mitglieder. Die Solztalhalle wird fast täglich genutzt, im Februar jeden Jahres sogar für den Kathuser Karneval. Die Bewohner von Kathus, auch „Wilddiebe“ genannt, nehmen unter der Leitung des engagierten Ortsbeirates erfolgreich an verschiedenen Wettbewerben teil. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören u. a. die Kirchen, das Wilddieb-Denkmal, der Brunnen „Die vier Elemente“, das Naturdenkmal „Kathuser Seeloch“, die Ruine der Gißlingskirche im Seulingswald, der Besinnungsweg, der Kathuser Rundwanderweg K 1 und der Lutherweg 1521 von Worms nach Eisenach.